Im Jahre 1923 entwickelte E.F. Puls das erste PULSGETRIEBE, um seiner Cyclonette den Weg über das Erzgebirge zu erleichtern. 1926 gründete er dann in Eisenach die Firma PULSGETRIEBE.
In den Folgejahren entwickelte er vollautomatische Fahrzeuggetriebe, die u.a. in PKW und LKW der Fabrikate Dixi, Austin, Morris und Horch zum Einsatz kamen. Zahlreiche Patente und Fachartikel dokumentieren den hohen Innovationsgrad, der PULSGETRIEBE schon damals auszeichnete. In den 50er Jahren wurde der Firmensitz nach Karlsruhe verlegt und - nach dem Eintritt der beiden Söhne - mit der Produktion von Planetengetrieben für den industriellen Einsatz begonnen.
Als eines der ersten Unternehmen entwickelte PULSGETRIEBE ein Baukastensystem für Planetengetriebe, dessen großer Erfolg dazu führte, dass man sich fortan auf Planetengetriebe spezialisierte.
Bis heute ist PULSGETRIEBE ein Familienbetrieb geblieben und wird in dritter Generation von Dr. Christoph Puls geführt.
Erich Friedrich Puls wird als erster Sohn des Hamburger Kaufmannes Friedrich Carl Puls und seiner Frau Luzie Henriette geboren.
Nach der Schule beginnt E. F. Puls in Hamburg eine Lehre als Kaufmann und tritt im Jahre 1920 in das väterliche Unternehmen F. Puls & Co. ein, welches Handel mit Holzspielzeug aus dem Erzgebirge betreibt. Dieses Spielzeug verkaufen sie von Hamburg aus in alle Welt, insbesondere nach Südamerika.
Im Rahmen seiner Tätigkeit als Einkäufer der Spielwaren muß E. F. Puls häufig in das Erzgebirge reisen. Diese Reisen unternimmt er mit seiner Cyklonette, einem von der Cyklon Maschinenfabrik GmbH hergestellten dreirädrigen Fahrzeug mit Antrieb am Vorderrad, das sich allerdings auf den steilen Wegen des Erzgebirges als etwas leistungsschwach bzw. zu lang übersetzt erwies. Wieder einmal fühlt E. F. Puls sich angespornt, für dieses Problem eine innovative Lösung zu finden: er konstruiert und baut ein ReduktionsÂgetriebe mit einer zusätzlichen Ãœbersetzung für seine Cyklonette.
E. F. Puls ist begeistert von seiner Lösung und befaßt sich verstärkt mit Getrieben. Hier beginnt eine Leidenschaft, die sein Leben verändern und nicht nur bis zu seinem Tod anhalten, sondern sich auch auf seine Söhne und Enkelkinder übertragen sollte.
zieht E. F. Puls mit seiner Frau und seinem ersten Sohn Friedrich nach Eisenach, wo er 1926 die Firma PULSGETRIEBE GmbH gründet und ein automatisches Getriebe für den Dixi 6/24 PS Wagen entwickelt und erprobt. Diese Entwicklung wird 1926 auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin ausgestellt und findet rege Beachtung in der Presse. Es handelt sich bereits um ein vollautomatisches 3-Gang-Getriebe, bei dem die Gangstufen automatisch gewählt werden und somit – wie bei heutigen Automatikgetrieben – vom Fahrer nur noch Gas und Bremse bedient werden müssen.
Mit dieser Erfindung ging E. F. Puls wesentlich weiter als seine Wettbewerber, die lediglich halbautomatische Getriebe anboten, bei denen der Gang vom Fahrer gewählt werden mußte.
Vom Dixi 6/24 PS Wagen werden 15 Stück mit diesem Getriebe gebaut und verkauft. E. F. Puls unternahm mit seinem Wagen dieser Baureihe Fahrten bis nach Paris und England. In den Folgejahren entwickelt die PULSGETRIEBE GmbH ähnliche automatische Getriebe für Omnibusse und LKW der Fabrikate Vomag, Krupp, Büssing und AEC („Blue Bus“, London). PULSGETRIEBE zeichnet dabei verantwortlich für die Entwicklung und Erprobung der Getriebe. Die Fertigung erfolgt in der Regel bei den Automobilherstellern unter der Mitarbeit von E. F. Puls.
Man erreicht durch den Einsatz des Automatikgetriebes vor allem eine Kraftstoffersparnis und Verschleißminderung, Ziel ist aber auch die Vermeidung von FehlsÂchalÂtungen.
wurde der zweite Sohn Wolfgang geboren.
Die Firma Austin ist interessiert an einer Zusammenarbeit mit PULSGETRIEBE. E. F. Puls siedelt daher 1932 mit der mittlerweile vierköpfigen Familie nach Birmingham, England, über. Der Vertrag wird noch von Sir Herbert Austin persönlich unterzeichnet. In dieser Zeit entwickelt E. F. Puls verschiedene automatische und halbautomatische Getriebe, unter anderem für folgende Fahrzeuge:
Insgesamt sind bis zu diesem Zeitpunkt etwa 500 Fahrzeuge mit PULS-Getrieben ausgerüstet worden, die auch Beachtung in der Presse gefunden haben. In England wird der dritte Sohn Jürgen geboren.
kehrt die Familie nach Deutschland zurück und siedelt sich in Leipzig an, wo in den Folgejahren automatische Getriebe mit bis zu 8 Gängen für diverse Fahrzeuge der Fabrikate Audi, BMW, Büssing, Horch, Krupp, Opel, Vomag, Wanderer und anderen entwickelt und gebaut werden.
Insbesondere mit der KVG Sachsen entwickelt sich eine intensive Zusammenarbeit, in deren Verlauf verschiedene Büssing VI GL und Vomag Omnibusse mit PULS-Getrieben ausgestattet werden, von denen einzelne Exemplare bis nach dem Krieg in der DDR Dienst taten. Vomag beispielsweise bietet das automatische PULSGETRIEBE gegen Aufpreis von 1.500 Reichsmark als Option zum serienmäßigen ZF-Getriebe an.
Neben zahlreichen Versuchsfahrzeugen steht ein selbstentwickelter Prüfstand zur Erprobung zur Verfügung. E. F. Puls unternimmt aber auch selbst zahlreiche Versuchsfahrten: Mit einem 8-Zylinder Horch mit kraftschlüssigem, automatischem PULSGETRIEBE meistert er bei einer Erprobungsfahrt in Österreich selbst die bis zu 20%-igen Steigungen des Katschbergpasses problemlos – ohne manuelles Schalten!
Im folgenden eine – unvollständige – Aufzählung einiger Fahrzeuge mit automatischem PULSGETRIEBE:
Jahr | Fahrzeug |
1925 | 6/24 PS Dixi |
1928 | 100 PS Maybach Vomag Omnibus 100 PS Krupp-Omnibus |
1931 | 90 PS Blue Bus AEC-London |
1932 | 20 HP Austin 16 HP Austin |
1933 | 16 HP Morris 20 HP Morris 20 HP Morris Commercial 100 HP Morris Commercial |
1934 | 10 HP Morris Ten-four 12 HP Wolseley Twelve-Six |
1935 | 100 PS Büssing VI GL Omnibus 100 PS Büssing VI GLN Omnibus |
1936 | 50 PS BMW |
1937 | 2,7 L Wanderer W23 |
1938 | 2,5 L Audi-Front 150 PS Vomag-Diesel |
1940 | 2,7 L Audi |
1941 | 3,2 L Horch 8-Zylinder 3,5 L Horch 8-Zylinder |
1942 | Opel Blitz Omnibus Opel Blitz LKW |
verlegt E. F. Puls seine Firma nach Hamburg unter Zurücklassung seiner völlig ausgebombten Büros und Werkstätten in Leipzig. E. F. Puls kann außer einigen Unterlagen und seinem Wissen nichts mitnehmen.
Die Firma PULSGETRIEBE muß sich nun, kurz nach dem verheerenden 2. Weltkrieg, nach neuen Auftraggebern umsehen, die Fahrzeuge mit seinem innovativen Antriebskonzept entwickeln möchten. Die darniederliegende deutsche Fahrzeugindustrie kann ihm hier unmittelbar nach dem Krieg keine Perspektive bieten. Die BesatzungsÂmächte haben allerdings von den Entwicklungen von PULSGETRIEBE gehört, und so wird E. F. Puls unter anderem von russischer und französischer Seite kontaktiert und um Kooperation gebeten. Er entschließt sich zu einer Zusammenarbeit mit Frankreich und zieht mit der Familie nach Rottenburg am Neckar in der französischen Besatzungszone. Von dort aus kann er mit seinem Sohn Wolfgang über Baden-Baden nach Paris reisen, wo ein gemeinsames Projekt mit der französischen Zahnradfabrik Renondin & Losson beginnt. Parallel unterhält er aber weiter ein Büro mit Werkstatt und Prüfstand in Mittelstadt in der Nähe von Reutlingen.
In Paris entwickeln E. F. Puls und sein Sohn Wolfgang im Rahmen einer Lizenz für die Firma Renondin & Losson ein automatisches Getriebe für Omnibusse der Pariser Verkehrsbetriebe. Das Getriebe war zu Testzwecken auch in einem leichten LKW eingebaut, mit dem Wolfgang Puls umfangreiche, erfolgreiche Probefahrten bis ins damalige Jugoslawien unternahm.
E. F. Puls kehrt nach Deutschland zurück. Seine Söhne Wolfgang und Jürgen beginnen mit einem Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Karlsruhe, wo auch der älteste Sohn Friedrich bereits Chemie studiert.
Im Jahre 1959 mietet die Firma PULSGETRIEBE Produktionsräume in der Hansastraße im Industriegebiet Karlsruhe-Rheinhafen an. Unter anderem arbeitet man an einem Projekt für die Bundeswehr. In der Innenstadt von Karlsruhe werden zusätzlich Büroräume angebietet.
Nachdem die Söhne Wolfgang und Jürgen Puls Ihr Studium als Maschinenbau-Ingenieure abgeschlossen haben, treten Sie in die Firma PULSGETRIEBE ein und widmen sich der Entwicklung und Fertigung von Planetengetrieben für den industriellen Einsatz. Planetengetriebe sind zu diesem Zeitpunkt noch wenig verbreitet, haben aber viele technische Vorteile, weshalb sie die bisher üblichen Stirnradgetriebe in vielen Anwendungen verdrängen. E. F. Puls hat seit den 20er Jahren Planetensätze in seinen Fahrzeuggetrieben eingesetzt, und diese Erfahrung kommt der Firma PULSGETRIEBE nun zu Gute:
Im Rahmen der Einführung hydraulischer Antriebe werden Planetengetriebe immer wichtiger und die Firma PULSGETRIEBE ist eine der ersten, die ein Baukastensystem für Planetengetriebe entwickelt und in der neu aufgebauten Produktion in der Hansastraße auch selbst fertigt. Der Bedarf für Planetengetriebe wächst stetig und beschert der Firma PULSGETRIEBE großen Erfolg.
Aufbauend auf dem modularen Baukastensystem für Planetengetriebe werden auch Planetengetriebe in schaltbarer Ausführung, mit Haltebremse etc. gefertigt. Die Flexibilität der Firma PULSGETRIEBE, gepaart mit ständiger Innovation ist eine der großen Stärken von PULSGETRIEBE.
Am 13.3.1963 verstirbt E. F. Puls. Seine beiden Söhne Wolfgang und Jürgen treten in seine Fußstapfen und führen die Firma in seinem Sinne weiter.
In den folgenden Jahrzehnten werden die PULS-Planetengetriebe stetig weiterentwickelt. Auch die Fertigung in der Hansastraße wird ausgebaut und es werden Nachbargrundstücke zugekauft. Innovation bleibt ein Merkmal für PULSGETRIEBE, wovon auch die große Anzahl von Patenten zeugt, die in den folgenden Jahrzehnten angemeldet wurden. Einige Entwicklungen gehören heute zum technischen Standard.
Nachdem man sich zu Beginn aufgrund der Erfahrungen im Automobilbereich auf Baumaschinen und Sonderfahrzeuge konzentriert hatte, erobern PULS-Getriebe schrittweise nahezu alle Anwendungsbereiche für Industriegetriebe. Untern anderem werden sie in Bohrgeräten, Winden, Stahlwerken, Schiffsantrieben und Fahrgeschäften eingesetzt. Viele dieser Getriebe sind bis heute in Einsatz und werden von PULSGETRIEBE gewartet.
1988 wird ein Nachbargrundstück in der Hansastraße hinzugekauft, so daß das Büro in der Innenstadt aufgegeben werden und die gesamte Firma auf einem Areal zusammengelegt werden kann.
Im Laufe der Jahre wird auch die Produktpalette immer weiter ausgebaut und es werden verstärkt auch ungewöhnliche Sondergetriebe für spezielle Anwendungen entwickelt und gefertigt.
So werden u.a. viele Getriebe für Motorenprüfstände gefertigt, wobei schon früh Drehzahlen von bis zu 15.000 min-1 erreicht werden. In den späten 90er Jahren werden für Formel 1-Prüfstände zahlreiche Getriebe für Drehzahlen von bis zu 22.000 min-1 gebaut.
Mit dem Eintritt von Dr. sc. techn. ETH Christoph Puls – ebenfalls Maschinenbau-Ingenieur - geht die Führung der Firma PULSGETRIEBE Ende 2002 in die dritte Generation über. 2007 scheiden Wolfgang und Jürgen Puls aus der Geschäftsführung aus.
Neben Investitionen in Gebäude und Maschinenpark sowie verstärkten Auslandsaktivitäten bleibt die Firma PULSGETRIEBE Ihrer Tradition treu und verstärkt die Entwicklungstätigkeit, so daß neue Baureihen und innovative Antriebskonzepte entwickelt werden, was insgesamt zu einer sehr erfreulichen Geschäftsentwicklung führt.
Einer der Schwerpunkte der Neuentwicklungen sind Planetengetriebe mit besonders hoher Leistungsdichte für anspruchsvolle Anwendungsfälle. Auch werden neue, anspruchsvolle Anwendungsbereiche erschlossen wie z.B. erneuerbare Energien, Zentrifugen oder Textilmaschinen.
Nicht zuletzt dank zahlreicher Neuentwicklungen konnte die schwere Wirtschaftskrise 2009 trotz Umsatzrückgang ohne Kurzarbeit oder Entlassungen überstanden werden.
2010 schied Jürgen Puls endgültig aus dem Unternehmen aus und Dr. Christoph Puls konnte seine Firmenanteile übernehmen. Im Zuge dessen wurde die Firmierung in PULSGETRIEBE GmbH & Co. KG geändert. Somit konnten die Weichen für die Fortsetzung einer über 80 Jahre währenden, interessanten und bewegten Geschichte gestellt werden.
Auch in den kommenden Jahrzehnten sollen Innovation, Qualität und Flexibilität sowie das persönliche Engagement der Familie Puls Markenzeichen der Firma PULSGETRIEBE sein!
Nach weiteren Wachstumsjahren entschied sich die Geschäftsführung für den Umzug in neue, moderne Gebäude in Karlsruhe-Durlach. Die damit einhergegangene Verdoppelung der Hallenfläche in Verbindung mit einer wesentlich moderneren Betriebsausstattung sind der Grundstein für eine weitere positive Firmenentwicklung.
PULSGETRIEBE kehrt zu seinen Wurzeln zurück: mit der Lieferung von Getrieben für Elektro-LKW werden erstmals seit Jahrzehnten PULS-Getriebe wieder in Straßenfahrzeugen eingebaut.
PULSGETRIEBE baut das Getriebe für das weltweit größte Elektrofahrzeug.
Das Engagement in der Elektromobilität wird weiter ausgebaut, PULSGETRIEBE entwickelt das erste PULS-Schaltgetriebe speziell für Elektro-LKW. Außerdem erreicht das erste PULS-Getriebe eine Drehzahl von 25.000 U/min. Die lange Erfahrung mit hohen Drehzahlen ist ein klarer Wettbewerbsvorteil in eMobility-Anwendungen.
Neben zahlreichen Prüfstandsgetrieben liefert PULSGETRIEBE mit einem speziell für Highspeed-Getriebe entwickelten Ölkonditionier-Aggregat das erste PULSGETRIEBE-Produkt mit eigener Steuerung aus.